
Long Covid: Was tun, wenn Dein Arzt nichts findet?
Du hast Schmerzen. Bist tief erschöpft. Gewohnte Aufgaben bringen Dich an den Rand des Zusammenbruchs – doch alle üblichen Messwerte sind normal?
wenn Dein Arzt keine Ursache findet…
Long Covid zeigt sich nicht einfach im Blutbild oder anderen der üblichen Messungen.
Das sogenannte Post-Covid-Syndrom äußert sich individuell verschieden – was die Diagnostik erschwert.
Einige Erfahrungen jedoch machen fast alle Long Covid Betroffenen:
- die Lebensqualität ist sehr stark beeinträchtigt
- vormals gewohnte Aufgaben in Beruf, Familie und Freizeit überfordern
- der Alltag ist aufgrund zahlreicher, wechselnder Symptome kaum zu bewältigen
Post-Exertional Malaise
Fast alle Long Covid Betroffenen erleben die sogenannte Post-Exertional Malaise (PEM).
PEM äußert sich in starker Erschöpfung nach vergleichsweise geringfügiger emotionaler, physischer oder kognitiver Belastung.
Diese immense Erschöpfung tritt manchmal kurzfristig auf, oft jedoch auch zeitverzögert. Bis zu mehrere Tage später.
Post-Exertional Malaise äußert sich bisweilen im Wiederaufflammen von Krankheitssymptomen wie Fieber, Husten, Atemproblemen oder massiven kognitiven Einschränkungen.
Führt jedoch oft auch zu Symptomen wie Schmerzen, Hautausschlägen oder Magen-Darm-Problemen.
In diesen Fällen spricht man von einem sogenannten Crash, welcher Betroffene in ihrer Leistungsfähigkeit mitunter um Wochen und Monate zurückwerfen kann.
ME/CFS – chronisches Fatigue Syndrom
Bei Long Covid kann die Diagnose ME/CFS – chronisches Fatigue Syndrom – nach einem halben Jahr gestellt werden.
Grob vereinfacht: Wir sind dauerhaft tief erschöpft.
Dies lässt sich mit gewohnten Strategien – wie Durchbeißen oder Trainieren – nicht beheben.
Im Gegenteil.
Bei ME/CFS ebenso wie Long Covid führt jede Art von sportlichem Training – mit dem Ziel, Leistung zu steigern – zu tieferer Erschöpfung.
Betroffene stecken in einer Sackgasse.
Unser medizinisches System bietet bislang wenig Unterstützung.
Selbst nahestehende Menschen können sich Ausmaß und Auswirkungen einer solch dauerhaften Erschöpfung kaum vorstellen.
widrige bio-psycho-soziale Faktoren
Im Gespräch mit Long Covid Betroffenen wird stets erneut deutlich, dass neben der Erkrankung auch Unverständnis und unzureichende Angebote unseres medizinischen Systems zur Gesamtbelastung beitragen.
Besonders häufig leiden Menschen mit Long Covid unter folgenden Situationen:
Derart widrige bio-psycho-soziale Bedingungen behindern zusätzlich die Genesung.
Gerade wenn wir die Rolle unseres Nervensystems näher betrachten.
Long Covid & Vagus
Eine jüngere Studie weist bereits darauf hin, dass bei Menschen mit Long Covid auch der Vagusnerv betroffen sein könnte.
Unser Vagusnerv, welcher unter anderem Gehirn und Magen-Darm-Trakt verbindet, ist maßgeblich für Regulationsprozesse des autonomen Nervensystems.
Wie Verdauung, Regeneration, Regulation von Atmung, Entzündungsvorgängen, Schmerzempfinden oder auch Energiegewinnung.
Schaut man sich an welche Aufgaben der Vagus Nerv in unserem Körper übernimmt, wird deutlich:
Die verschiedenen, bei Long Covid auftretenden körperlichen, kognitiven und psychischen Einschränkungen sind mitnichten unklar – sondern allesamt Symptome einer fehlenden Regulationsfähigkeit dieses Nervs.
mögliche Symptome einer Vagusnervstörung
All dies findet sich 1:1 in der Symptomkonstellation bei Long Covid.
Als neurowerkstatt mit unserem Motto ‘Wir können Nerven’ vermuteten wir angesichts solcher Übereinstimmungen schnell den roten Faden in einer Dysregulation des autonomen Nervensystems.
Indem wir diese Zusammenhänge berücksichtigen, ergeben sich neue Chancen.
Herzfrequenzvariabilität
Als verlässlichen Parameter für die Funktion Deines Vagusnervs kannst Du die Herzfrequenzvariabilität (englisch: heart rate variability, HRV) zu Rate ziehen.
Im Unterschied zur normalen Pulsmessung, misst man bei der HRV die natürliche Variation der Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Herzschlägen.
Die Herzfrequenzvariabilität ist hiermit ein Indikator für die Fähigkeit Deines Organismus, die Herzfrequenz körperlichen und mentalen Anforderungen anzupassen.
Bei körperlichen, psychischen oder kognitiven Belastungen – wenn der Sympathikus aktiviert wird – sinkt die Herzfrequenzvariabilität ab. Um dann bei einer gesunden Regulation in der Entspannungsphase des Parasympathikus wieder anzusteigen.
Unter einer chronischen Stressbelastung – wie Long Covid – kann die Herzfrequenzvariabilität aufgrund der beständig hohen Anspannung chronisch eingeschränkt sein.
Die Anpassungsfähigkeit des Vagusnervs – gemessen über die HRV – nimmt ab und der Körper reagiert mit einer Reihe an Symptomen, die von Betroffenen als unspezifisch, wechselnd und stetig neu interpretiert werden.
Werkzeuge zum Wiederaufbau
Da unser Vagusnerv u.a. Augen, Ohren, Rachen und Stimmbänder passiert, kannst Du ihn auf viele Arten stimulieren. Besonders gut funktioniert dies mittels Bewegung, welche die entsprechenden Bereiche des Vagusnervs aktiviert.
Dies fördert die Selbstregulationsfähigkeit Deines autonomen Nervensystems und stellt die Weichen für Regeneration und Wiederaufbau.
Wie genau Du vagusaktivierende Bewegung mit Long Covid so umsetzt, dass Dir Post Exertional Malaise oder gar Crashs erspart bleiben, lernst Du in unserer speziell entwickelten Schulung Long Covid meistern.
Diese vermittelt Dir nicht nur das nötige Wissen über Dein Autonomes Nervensystems sowie Folgen der Infektion, sondern vor allem wirkungsvolle, verlässlich umsetzbare Werkzeuge. Dank denen Du Deinen Körper wieder positiv wahrnimmst. Neue Sicherheit gewinnst. Und Schritt für Schritt wieder aufbaust.
All dies zugeschnitten auf die besonderen Bedürfnisse während Long Covid:
- unter Berücksichtigung Deiner Fatigue
- betreut von einfühlsamen, erfahrenen Therapeuten
- in wertschätzender, wertungsfreier Atmosphäre
Quellen & weitere Infos
Pilot study suggests long COVID could be linked to the effects of SARS-CoV-2 on the vagus nerve
Bashar W Badran, Sarah M Huffman, Morgan Dancy et al. A pilot randomized controlled trial of supervised, at-home, self-administered transcutaneous auricular vagus nerve stimulation (taVNS) to manage long COVID symptoms, 21 June 2022, PREPRINT [https://doi.org/10.21203/rs.3.rs-1716096/v1]
Die Leitlinie für Long Covid empfiehlt einen multimodalen Ansatz – gebündelt in Long Covid Ambulanzen bundesweit. So, dass organische Schäden – beispielsweise an der Lunge – adäquat untersucht und behandelt werden können. Es wird postuliert, dass postvirale Erkrankungen ausgelöst werden durch beispielsweise den Epstein-Barr Virus. Zur Genesung bis zu 2 Jahre benötigen und lebenslang wieder akut werden können.
Bildquellen
liegende Frau, Rücken, Eduardo Flores
Portrait, Brut Carniollus
erschöpfter Student, Chroki Chi
erschöpfter Mann, Bruno Aguirre
Hirn & Vagus, Robina Weermeijer